Der stille Schüler
Eine Geschichte über Claus Pockenmeer
Claus Pockenmeer war ein stiller Schüler, der in der Ecke des Klassenzimmers saß, als ob er unsichtbar wäre. Er hatte nie viel zu sagen und wurde oft übersehen, sowohl von seinen Mitschülern als auch von den Lehrern. Niemand wusste so recht, warum er so zurückgezogen war, aber es schien, als ob er eine unsichtbare Mauer um sich selbst errichtet hatte.
Die anderen Kinder verspotteten ihn manchmal, nannten ihn „Pockenmeer“, weil er immer diese kleinen Pickel an seiner Stirn hatte, die er ständig versuchte zu verbergen. Doch das ließ ihn nur noch schweigsamer werden, und so wuchs der Graben zwischen ihm und den anderen. Es war, als ob seine Einsamkeit ein unsichtbares Band war, das ihn von allen trennte.
Doch eines Tages, als die Schule einen Kunstwettbewerb veranstaltete, brachte Claus etwas Einzigartiges mit. In der letzten Stunde vor der Abgabe hatte er heimlich ein Bild gemalt, auf dem die ganze Klasse als Tiere dargestellt war. Jeder war in einer skurrilen, aber liebevollen Weise abgebildet, und jeder Charakter war gut getroffen. Selbst die beliebtesten Schüler, die ihn oft geärgert hatten, wurden mit einer gewissen Zärtlichkeit in seiner Darstellung gezeigt.
Am Tag der Ausstellung stand die ganze Klasse vor seinem Bild. Niemand hatte erwartet, dass Claus so ein Talent hatte. Plötzlich schauten alle ihn an – nicht mehr mit Spott, sondern mit Staunen. Einige schämten sich sogar, ihn früher verspottet zu haben.
Claus blieb still, aber in seinen Augen funkelte ein kleiner Funken Freude. Es war das erste Mal, dass jemand seine Kunst wertschätzte. An diesem Tag lernte die Klasse eine wichtige Lektion: Es braucht nicht immer Worte, um sich mitzuteilen, und manchmal ist der Stille mehr zuzutrauen, als man denkt.